top of page

Warum überhaupt Kampfsport trainieren?

 

Jeder weiß, dass Sport, vernünftig betrieben, gesund ist. Trotzdem betreibt nur 1/3 der Österreicher regelmäßig Sport, ein weiteres 1/3 wäre grundsätzlich für Sport motivierbar, wobei das letzte 1/3, soviel man aus Studien weiß, wohl nie Sport machen wird.

​

Veröffentlicht am 30.06.2012 | Lesedauer: 3 Minuten | von Jörg Sagmeister

Sport ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, weil er unseren Körper der auf tagtägliche Bewegung ausgelegt ist, beweglich und kräftig hält und nicht zuletzt dem Altersprozess entgegenwirkt.atürlich muss Sport auch vernünftig betrieben werden, wenn er uns bis ins hohe Alter vital halten soll. Das Leben ist ein ständiger Kampf, weil immer neue Hindernisse zu bewältigen sind und wir nur durch die Bewältigung dieser reifen und wachsen.

​

Sport und insbesondere Kampfsport ist eine Metapher des Lebens.

​

Er ist eine Analogie, ein Mikrokosmos, in dem wir unsere Fähigkeiten für das Leben stärken und uns weiterentwickeln können. Unser Körper, ein Wunderwerk der Evolution, unser bestes Instrument, bietet so unglaublich viele Möglichkeiten ihn gesund zu halten. Verschiedenste Sportarten wie Laufen, Skaten, Surfen, Radfahren, Freerunning usw. sind bestens geeignet unseren Körper fit und uns glücklicher zu machen.

Wir alle streben nach Glück in unserem Leben und müssen immer Ziele vor Augen haben, die es zu erreichen gilt. Um Ziele im Leben zu erreichen, muss man persönliche Grenzen überwinden. Oft gelingt uns dies aber nicht sofort, weil wir unser Potential nicht ausschöpfen (können). Ersatzweise kann man in anderen Bereichen des Lebens (Sport), Grenzen überwinden, was uns mental stark genug macht um dem Primärziel im täglichen Leben näher zu kommen bzw. es zu erreichen.

​

Hierbei ist die Tätigkeit selbst relativ egal, manche gehen Bergsteigen, Klettern, spielen Tennis oder Fußball, springen mit Fallschirmen aus Flugzeugen oder tauchen ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff bis an den Rand des Möglichen.

Diese „Ersatzhandlungen“, sofern man sie auch mit dem zusätzlichen Fokus der Bewusstseinserweiterung betreibt, sorgen dafür, dass wir uns auch in anderen Bereichen des Lebens verbessern können, weil man sich immer wieder bewusst wird, dass die eigene Grenze doch noch immer nicht erreicht wurde. Frei nach dem Zitat von Hermann Hesse:


„Man muss das Unmögliche versuchen um das Mögliche zu erreichen!“

​

Lebendiger Kampfsport bietet aus meiner Sicht zusätzlich zum körperlichen Training, eine außergewöhnlich gute Möglichkeit zur Charakterbildung.
 
In Kampfsportarten, die mit Aliveness arbeiten geht es ans „Eingemachte“.  Es ist eine Urangst des Menschen, Gewalt völlig ausgeliefert zu sein, dies lässt uns (wortwörtlich) vor Angst erstarren. Gewalt ist ein integraler Bestandteil unseres Lebens, selbst wenn wir sie ablehnen, sie ist unser ständiger Begleiter. Selbst hier in Österreich, einem an sich sehr sicheren Land, wird man immer wieder mit Gewalt konfrontiert.

 

Der destruktive Charakter des Menschen spiegelt sich in zwischenmenschlichen Konflikten wider. Menschen „vernichten“ sich gegenseitig wegen Lappalien, nur weil sie sich zum Sklaven ihres Egos machen lassen und genau hier ist unser Ansatz.

Unser Motto:
„Kämpf´ dich gesund!" kann man sinngemäß mit „Höheres Bewusstsein durch höheren Kontakt(kampf)“ interpretieren.

 

Das Ego, also unser Selbstbild, welches wir vor uns selbst und auch vor anderen verteidigt wissen wollen hemmt uns sehr oft oder lässt uns Dinge tun, die eigentlich gar nicht tun wollten. Das beginnt oft schon, wenn man sich überhaupt zu Sport (insbesondere Kampfsport) begeistern möchte:

​

Der erste Schritt ist die Überwindung, überhaupt zu einem Verein zu gehen der sich mit Vollkontaktkampfsport beschäftigt. Vollkontakt – Das schreit doch schon irgendwie nach Verletzungen, oder? Wer Aliveness nicht versteht und glaubt, dass es nur darum geht sich möglichst hart „in die Goschn“ zu hauen, wird davon abgeschreckt.

​

Wer sich davon aber nicht berirren lässt und sich genauer informiert, wird erkennen, dass doch nicht alles so schlimm ist, wie man es sich ausgemalt hat. Jeder von uns hat Vorurteile in den verschiedensten Bereichen des Lebens und auch der „innere Schweinehund“, die faule Seite unseres Ego, findet sehr schnell ausreichend Gründe, warum man Kampfsport doch nicht machen kann. („Zu brutal“, „ich muss mich anstrengen“, „ich könnte blöd aussehen“ usw.)

Kampfsportarten die man mit Aliveness trainiert, rütteln ständig an unserem Ego.

Unser natürlicher Drang, lieber selbst zu dominieren, als sich jemandem unterzuordnen oder gar klein bei zu geben, ist sicherlich auch ein Produkt der Evolution.Kampfsport kann einen sehr guten Ausgleich bieten, weil man sich der Angst, dominiert zu werden bewusst stellt und daher die Chance erhält daran als Mensch zu wachsen.

Dafür muss man aber mit Aliveness trainieren, denn der besondere charakterbildende Aspekt des Kampfsportes kommt durch die Arbeit mit einem widerspenstigen Partner zustande.

Wer nicht immer wieder besiegt (und damit dominiert wird) wird, hat keine Herausforderung, keine Fehler die er verbessern kann. Genau wie im echten Leben macht man Fehler und muss lernen damit und mit den Konsequenzen umzugehen, denn nur diese leuchten uns den Weg in der metaphorischen Dunkelheit bei der Suche nach Selbstperfektion.

Wer nur Kata (Formen) läuft und gegen imaginäre Gegner kämpft erhält diese charakterbildende Chance nicht, weil sich die Tätigkeit dann nicht von anderen Sportarten wie z.B. Laufen unterscheidet. Natürlich gibt es auch in anderen Sportarten die Chance gegen andere Menschen zu „gewinnen“, aber ein Tor, dass man beim Fußball kassiert, wird wohl wohl nie soviel Furcht einjagen oder unser Ego angreifen, wie jemand der auf unserem Brustkorb sitzt und uns mit Schlägen traktiert.

​

Als Sportler muss unserer oberstes Ziel sein, Freude am verbessern unserer Leistung zu haben. Hierbei hat das Ego keinen Platz, weil es nicht um das gewinnen geht sondern ums besser werden. Es ist die Tatsache, dass man sich hinstellt und sagt „So ich machs, auch wenn ich blöd dabei ausschauen könnte!“

Mit (Selbst)Kritik umgehen lernen, Widerstände überwinden; dieses Ziel erreichen wir am besten mit Aliveness, weil diese der richtige Weg ist, unser Ego kontrollieren zu lernen indem man sich auf den Weg der eigenen Verbesserung bzw. der Verbesserung des Trainingspartners begibt.

Wir müssen den Schritt raus aus unserer Komfortzone lieben lernen, denn nur außerhalb dieser, haben wir die Chance uns weiterzuentwickeln.

​

„No growth in comfort“ sagte mal Geoff Thompson

​

Lebendiger Kampfsport bietet sich als ideales „Fahrzeug“ für diesen Schritt an, weil es man sich den Urängsten stellt und damit umzugehen lernt. Er bietet die Chance auf persönliche Weiterentwicklung, weil er ein Selbstbewusstsein schafft, dass durch andere Tätigkeiten wohl kaum aufbaubar ist. Die Tatsache, dass man in einem Sparringmatch einen Trainingspartner mit einer bestimmten Technik „erwischt“ und somit besiegt hat, schafft ein tiefes Selbstvertrauen in sich selbst.
 

Dieses Selbstvertrauen kann man nicht durch ein Zertifikat oder gar einen Gürtelgrad (also einer externen Bescheinigung der Fähigkeiten) sondern nur durch diese interne Bestätigung erhalten, dem Wissen „es selbst geschafft zu haben“.Kämpfer auf der Matte zu sein, heißt Sieger im Leben werden. Kampfsport ist mein, unser Weg das Leben zu meistern und bietet durch seine unzähligen Techniken und Systeme genug Aufgaben um damit sein gesamtes Leben zu (er)füllen.

Wer mit uns diesen Weg gehen will ist herzlich dazu eingeladen, denn der Weg ist das Ziel.

bottom of page